Die Gedenkeiche

 

auf dem ehem. Dorfanger vor der ehem. Schmiede Pfitzmann/Leuschner in Uhsmannsdorf

Der Stärkste Baum des Ortes, mit einem Stammumfang von: (1958=4,5m; 1984=4,8m)

Viele Ortsbewohner und Fremde kommen täglich hier vorüber, aber gewiß den wenigsten ist das Alter und die historische Bedeutung dieser mächtigen Eiche bekannt.

 

Dazu folgender Zeitungsbericht im GÖRLITZER ANZEIGER vom 29.03.1857:

Uhsmannsdorf, den 22. März 1857.

Geschichtliche Thatsachen der Vergessenheit zu entziehen und der Mit- und Nachwelt durch Erichtung von Denkmälern aufzubewahren ist ein alter lobenswerter Brauch. Wenn gleich nicht so in die Augen fallend, wie Denkmale aus Erz und Stein, so macht hier ein an einer merkwürdigen Stelle gepflanzter Baum auf Thatsachen von Interesse aufmerksam.

Ein solcher Baum ist die Gedenkeiche in Uhsmannsdorf. Dieselbe steht mitten im Dorfe auf dem Dorfanger, Sie wurde am 12. April, dem zweiten Ostertage, früh aim Jahre 1830 gepflanzt.

Die Gedenkeiche wurde von Johann Christian Mischke Schullehrer zu Trebus und seinem ältesten Sohne, dem Maurermeister Christian Fürchtegott Mischke aus Rothenburg zum Andenken an das tragische Ende, ihres Groß- bezw. Urgroßvaters im Jahre 1746, und der darauf erfolgten Bestrafung der Schäferin Ladasch, durch welche er ums Leben kam gepflanzt.

Sie ist gegenwärtig (1830) am unteren Ende 7/4 Stark, hat einen geraden, gesunden Stamm und eine schöne runde Krone und verspricht ein ansehnlicher Baum zu werden. Die Veranlassung zu ihrer Pflanzung ist nachstehende Thatsache:

Christian Mischke, des Häuslers Johann Mischke zu Quolsdorf einziger Sohn geb. am 8. November 1715 war herrschaftlicher Vogt zu Nieder Horka. Am 21.Oktober 1746 bekam er von seiner Herrschaft den Auftrag, auf dem herrschafftlichen Hofe zu Uhsmannsdorf Dünger, aus dem Schafstalle ausfahren zu lassen und begab sich nach dahin. Bei seiner Ankunft daselbst fand er die Schafhürden noch nicht beseitigt und machte deshalb Anstalt sie beiseite zu schaffen. Dem wiedersetzte sich aber die herbeikommene Schäferin Ladasch, deren Mann krank war und zur Wegräumung der Hürden nichts beitragen konte. Zwischen dem Vogt und der Schäferin entstand deswegen ein Streit. Als aber jener die Hürden wegnehmen ließ, ergriff die Schäferin aben als jener ihr den Rücken kehrte , einen herausgezogenen Hürdenphal und schlug ihn damit so an den Kopf, daß er sogleich besinnungslos niedersank und den folgenden Morgen verschied. Die Schäferin Ladasch ward sofort eingezogen, weil sie sich aber schwanger befand, so zog sich die Untersuchung in die Länge und verursachte den Orten viele Kosten. Trebus und Stannewisch mußten dazu über 40 Thaler beitragen. Durch Urteilssprüche wurde Ladasch der Staupbesen und Landesverweisung zuerkannt.

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Diese Strafe ist eben auf der Stelle wo die Eiche steht ausgesprochen worden. Wo der Stock von der Staupsäule bei der Pflanzung der Gedenkeiche noch zu sehen war, durch den Scharfrichter an der Ladasch vollzogen und selbige darauf über die Grenze nach Schlesien verwiesen worden. Der Ortsvorstand hat seine Einwilligung zur Pflanzung dieser Eiche gegeben und es soll niemand in der Kommune Uhsmannsdorf ein Recht haben sich diese Eiche nutzbar zu machen, so lange sie Zeit und Elemente unvernichtet lassen. Damit wurde dieser Eiche also bei der Pflanzung bereits unbedingter Schutz zugesichert, worauf diese bisher unbeschadet ein Alter von 187 Jahren erreichte.

Anmerkung: Die Rechtschreibung des Zeitungsartikels wurde so belassen.

 Aufzeichnungen stammen aus der "Sammlung von Erwin Scholz"


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